Kanton Solothurn

«Seit jeher praktiziere ich das Prinzip des textilen Upcyclings», erzählt die Innenarchitektin Ayse Yüzer, «ich nähe gern, flicke und peppe alte Kleider auf. Das Wissen übers Nähen und Schneidern hat sie sich über die Jahre selber angeeignet, erweitert und verfeinert.

Hat Ayse früher meist allein an der Nähmaschine gesessen, werkt sie seit der Gründung des Projekts «gemeinsam kleidsam» im Jahr 2019 meist im Team: «Mit Hilfe der Netzwerkplattform „ Region Solothurn im Wandle“ habe ich das Nähatelier ins Leben gerufen, in dem Laien und fachkundige Gestalterinnen gemeinsam flicken, Kleider ändern, Reisverschlüsse ersetzen, Unikate schaffen oder individuelle Projekte umsetzen.» Das Nähatelier will damit dem steigenden Textilkonsum eine kreative Alternative bieten.

Denn einerseits kann durch Umgestalten oder Aufwerten ein einzigartiges Kleidungsstück geschaffen werden, das exakt zu einer Person passt. Andererseits gehört Flicken und Ändern zu einer nachhaltigen Lebensweise und trägt zur Abfallvermeidung und zu einem verlängerten Lebenszyklus von Ressourcen bei.

«Wir kaufen mehr Kleidung als nötig», betont Ayse Yüzer, «etwa viermal so viel wie in den 1970er- Jahren.» Doch der Umgang mit der Mode ein wichtiger Umwelt- und Klimafaktor. Allein die Produktion der Textilien verursacht grosse CO²-Emissionen – mehr beispielsweise als der weltweite Schiff- und Flugverkehr zusammen. Zudem beeinträchtigt die Textilveredelung in Schwellen- und Entwicklungsländern die Qualität der Oberflächengewässer massgeblich.

«Nicht jedem Trend zu folgen, weniger Kleidung zu kaufen und diese dank Flicken und Aufwerten möglichst lange zu tragen, sind deshalb wichtige Schritte zur Achtsamkeit gegenüber der Umwelt » ist Ayse überzeugt.

Das Nähatelier bietet dazu jeden Samstag wertvolle Unterstützung an – mehr noch: «Die Nähstube ist auch ein Ort für soziale, kulturelle und kreative Begegnungen, für einen regen Austausch zwischen Jung und Alt.»

Projektseite: gemeinsam kleidsam