Gaudenz Flury

Meteorologe, SRF Meteo

Klimaleugner lassen mich nicht kalt

Als Meteorologe muss man sich vieles anhören. Wenn mal eine Prognose nicht gepasst hat, wird sehr gerne in die Tasten gehauen und man bekommt ein mehr oder weniger nettes Mail. Als Meteorologe stumpft man bei solcher Kritik aber ab, wir wissen, dass wir mit unseren Prognosen ab und an daneben liegen können.

Wenn dann aber Emails eintreffen, welche darauf abzielen, dass es den menschgemachten Klimawandel nicht gibt, dann ist es mit der Geduld vorbei. Die Klimawissenschaft ist sich sehr sicher, dass der menschgemachte Klimawandel zum Beispiel Hitzewellen häufiger und heisser gemacht hat und in Zukunft machen wird.

Wenn nun Emails eintreffen, in denen argumentiert wird, dass es ja früher auch schon heiss war und es darum den Klimawandel gar nicht geben kann oder dieser zumindest nicht vom Menschen gemacht ist, dann hört der Spass auf. Mit wissenschaftlichen Argumenten kann man sich gegen solche Behauptungen kaum wehren. Darum erzähle ich gerne folgende Geschichte:

Ein Igel liegt tot am Waldrand. Er wird von diversen führenden Tierärzten untersucht. Alle kommen zum Schluss, dass der Igel überfahren wurde. Forensiker und Gerichtsmediziner schauen sich das Tier ebenfalls an und kommen zum selben Schluss. Das Tier starb, weil es von einem Auto überfahren wurde.

Alle sagen nun, klarer Fall. Der arme Igel wurde überfahren.

Nicht ganz, es kommt nämlich jemand und argumentiert: «Moment, es gab auch schon tote Igel bevor es die Menschen gab, daher kann der Igel gar nicht von einem Auto überfahren worden sein.»

Völlig absurde Argumentation, oder?

Und genau so ist es beim Klimawandel. Nur weil es etwas früher schon mal gab, kann heute gar nicht der Mensch schuld sein.

Gaudenz Flury (2019)

 

Radiobeitrag dazu zum Mithören