Renata Gugelmann, Solothurn
Mitarbeiterin Info-Zentrum Witi Altreu
Spanien statt Afrika
Weisse Federn, schwarze Flügelspitzen, ein leuchtend roter Schnabel und lange, zierliche Beine – bedächtig und mit Eleganz schreiten Störche bei der Nahrungssuche über Felder und faszinieren uns Menschen.
Dass wir hier Störche beobachten können, ist nicht selbstverständlich. «Vor 70 Jahren waren die Störche in der Schweiz ausgestorben. Dank der Wiederansiedelung in Altreu ab 1948 sehen wir sie heute wieder auf Baumkronen und Dächern brüten und hören das typische Klappern. In Altreu zählen wir heute 50 Horste», erzählt Renata Gugelmann.
Sie arbeitet seit 2004 im Witizentrum. Seither hat sie die Storchen-Faszination gepackt: «Durch Literatur und den Austausch mit anderen Storchendörfern habe ich viel über die Tiere gelernt und oft gestaunt. Haben Sie gewusst, dass eine vierköpfige Storchenfamilie täglich 3 – 4 kg Futter benötigt?»
Vater und Mutter Storch sind deshalb oft beide mit der Suche nach Mäusen, Würmern, Blindschleichen und Fröschen beschäftigt. «Die Nahrungssuche wird immer schwieriger», weiss Renata Gugelmann, «Feuchtgebiete fehlen, extensiv genutzte Landwirtschaftsflächen sind rar und durch die grössere Population steigt der Futterbedarf.»
Ob die Nahrungssuche auch das Zugverhalten der Störche bestimmt?
Um mehr über den Storchenzug zu erfahren, haben Wissenschaftler in den letzten Jahren Störche mit kleinen Sendern ausgestattet. Deshalb weiss Renata Gugelmann: «Noch vor Jahren flogen unsere Störche über Gibraltar nach Afrika und überwinterten in der Sahelzone.» Heute fliegen nur noch wenige bis in den Sahel. «Wir vermuten, dass die Nahrung in den Rastgebieten fehlt. Denn wegen der Klimaerwärmung wird es im Sahel immer trockener, die grünen Stellen verdorren. Dadurch verschwinden auch die Kleintiere, die den Störchen als Futterquelle dienen.» Deshalb überwintern Störche vermehrt in der Schweiz oder häufig in Spanien. «Dort finden sie Nahrung auf Mülldeponien. Eine Entwicklung, die uns Sorgen macht.»
- Renata Gugelmann: Spanien statt Afrika (pdf, 127 KB)