Silvia Fröhlicher, Bellach
Lehrerin, Kantonsrätin
Den Boden atmen lassen
Böden werden in der Schweiz in alarmierendem Tempo versiegelt. Dadurch gehen wichtige Funktionen des Bodens verloren. Kleinlebewesen finden keinen Lebensraum, die Biodiversität nimmt ab, Wasser kann nicht mehr natürlich versickern - und auch nicht verdunsten. Und insbesondere in den immer häufigeren klimabedingten Hitzeperioden ist die kühlende Wirkung, die durch die Verdunstung entsteht, wichtig.
Wie kann man auch im Kleinen der Versiegelung entgegenwirken?
Eine Gelegenheit eröffnete sich mir beim Rückbau der Turnhalle in Bellach. Es war mir deshalb ein grosses Anliegen, in der Arbeitsgruppe „Halllenrückbau“ mitzuwirken, und das Gegenteil von „Zubetonieren“ mit zu gestalten. Dass beim Rückbau die wiedergewonnene Fläche entsiegelt wurde, war lange gar nicht selbstverständlich. Es gab Stimmen, die die frei gewordene Fläche gerne geteert und dann als Parkplatz vermietet hätten... Und das ausgerechnet auf einem Schulhausgelände! Da, wo Ruhe-, Spiel-, Puffer- und natürliche Beobachtungszonen so wichtig sind.
Mit Beharrlichkeit und Überzeugungskraft gelang es mir, die Arbeitsgruppe zu überzeugen, dass der Boden wieder atmen muss und eine Wiese für die Kinder wie auch für die Natur sehr wichtig ist. Zum Glück spielte mir auch die Geldknappheit beim Rückbaukredit in die Hand. Es zeigte sich, dass sich mit wenig Geld eine Baugrube am besten auffüllen und begrünen lässt.
Heute sind die alten Turnhallen abgerissen und weggeräumt. Im Frühjahr wird eine Wiese angesät. Zudem bekommen die Schulkinder eine Kiesfläche, die in den Pausen als Spielplatz genutzt werden kann. Rohe Holzbänke werden als Sitz- und Spielgelegenheit dienen.
Nicht nur der Boden atmet auf – auch die Kinder und Lehrpersonen. Alle freuen sich über den neu gewonnen Platz und schätzen die vielfältigen Möglichkeiten auf der frei gewordenen Fläche. Ein beglückendes Gefühl!
Silvia Fröhlicher, 2017
- Silvia Fröhlicher: Den Boden atmen lassen (pdf, 114 KB)